In den letzten Wochen und Monaten ist Madagaskar in den westlichen Medien immer mal wieder in den Schlagzeilen. Leider nicht im positiven Sinne, denn es geht um ein prekäres Thema: Die Hungersnot im Süden der Insel. Dieses Thema wird brisant bleiben, denn der segensbringende Regen ist nicht in Sicht.
Da wir mit dem Nehemia-Werk in Madagaskar arbeiten, werden wir öfters von Freunden und Interessierten gefragt, wie die Lage vor Ort tatsächlich ist und wie man helfen kann.
Einige Infos von Zaka und seinem Bruder Riry, der für das FID (Fonds d’Intervention pour le Développement) im Süden arbeitet, schreiben wir daher für dich in diesem Artikel zusammen.
Das FID ist ein Programm der madagassischen Regierung mit finanzieller Unterstützung der Weltbank. Aufgrund der Hungersnot hat das FID seine ursprünglichen Aktivitäten geändert und sich mehr darauf konzentriert, Menschen zu helfen, die an Hunger leiden. Abschätzungen zufolge sind etwa 1,4 Millionen Menschen im Süden Madagaskars von einer schweren Ernährungsunsicherheit bedroht und rund 28.000 Menschen sind direkt von der Hungersnot betroffen.
Es ist nichts Neues, dass der Süden Madagaskars ein Wasserproblem hat, aber seit drei Jahren gibt es kaum Regen. Wir befinden uns in der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren! Selbst wenn es dann mal kurz stark regnet, können die großen Wassermengen vom System weder genügend aufgenommen noch gespeichert werden. Fast bei jeder Neuwahl versprechen die Präsidentschaftskandidaten, dieses Problem zu lösen, doch nach der Wahl vergessen sie den Süden Madagaskars wieder.
Es gibt viele gemeinnützige Organisationen, die im Süden helfen, wie beispielsweise Medair (eine christliche NGO mit Schweizer Sitz), WFP (World Food Programme), CRS (Catholic Relief Services), UNICEF, MSF (Médecins sans Frontières) und viele mehr). Das Problem ist aber, dass sich die meisten davon auf die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen konzentrieren. Das bedeutet, dass es in einigen Gebieten zwei, drei oder sogar noch mehr NGOs gibt, die dort helfen, während es Gebiete gibt, in denen es kaum oder keine Hilfsangebote gibt.
Alle Projekte versuchen, die Situation der Bevölkerung zu verbessern, aber im Allgemeinen sind diese Hilfestellungen nur vorübergehend: Einige betreiben mobile Kliniken und geben Nahrung für die Hungernden, oder das FID beispielsweise gibt Geld, damit Grundnahrungsmittel wie Reis und Öl gekauft werden können. Etwas langfristiger gedacht sind Brunnenbau-Projekte und die Zuführung von Pipelines mit Trinkwasser oder Wasser für den landwirtschaftlichen Anbau.
Zudem existiert ein ernsthaftes Sicherheitsproblem im Süden Madagaskars, welches die Situation verschärft. Bewaffnete Diebesbanden greifen immer wieder ganze Dörfer an und entführen deren ganzen Besitz. Die Bevölkerung legt sich deshalb schon gar keine großen Reserven mehr an. Es ist daher nicht ratsam, auf eigene Faust dorthin zu reisen und helfen zu wollen, es sei denn, man arbeitet mit einer der großen NGOs zusammen.
Wie kann man also die Menschen in einer solchen Situation unterstützen? Es ist nicht einfach, da die Not zu groß ist und es keinen wirklich klaren Weg gibt, zu helfen.
Darüber hinaus erlaubt die Regierung den Menschen nicht, individuell zu helfen. Das gespendete Geld muss an das Nationalbüro für Katastrophenhilfe (BNGRC, Bureau National de Gestion de Risques et des Catastrophes) abgegeben werden. Leider trauen die Menschen diesem Amt aufgrund der Korruption nicht. Die einzige Möglichkeit besteht also darin, sich bei den großen NGOs zu erkundigen, welche Projekte bei ihnen laufen und wie man den Menschen im Süden Madagaskars möglichst nachhaltig helfen kann.
Wir als Nehemia-Werk arbeiten nicht im Süden Madagaskars (ca. 1.000 km von uns entfernt), sondern in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars. Somit haben wir kein Team, das im Süden Hilfe leisten kann. Unsere Hilfsangebote sind auf die Hauptstadt und Umgebung beschränkt, wo die Not ebenfalls groß ist: laut Weltbank leben seit 2019 schätzungsweise 75% der Menschen in ganz Madagaskar von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag und Person. Wir setzen daher unsere Kräfte ein, um hier den notleidenden Menschen nachhaltig zu helfen. Wenn du mehr über unsere Arbeit wissen möchtest, dann sie dir unsere verschiedenen Projektzweige an.
Commentaires